TFP-Shootings sind kein Fundament für deine Fotografie

TFP-Shootings sind kein Fundament für deine Fotografie

Warum TFP-Shootings im privaten Bereich absolut nichts verloren haben

Es war irgendwann im Spätsommer.
Ich war unterwegs zu einem meiner ersten bezahlten Pferde-Shootings – ganz offiziell gebucht als Geburtstagsgeschenk für die Freundin. Und trotzdem hatte ich dieses blöde Gefühl im Bauch.

Nicht, weil ich aufgeregt war – das war ich damals immer. Sondern weil ich innerlich diesen Satz mit mir trug: „Da bezahlt jemand dafür, dass ich Bilder mache.“

Ich wusste gar nicht mehr, woher dieser Satz kam. Aber er saß wirklich ganz tief.
Vielleicht von früher. Vielleicht aus Gesprächen. Vielleicht aber auch aus der Social-Media-Bubble, in der Fotografen gratis Bilder liefern, weil sie denken, dass sie gerade zu Beginn dankbar sein dürfen, dass Pferde- oder Hundebesitzer ihre Zeit investieren.

Heute sehe ich das anders. Es ist völlig aus dem Ruder gelaufen …

Wenn Bilder nichts kosten, verlieren sie ihren Wert

TFP – „Time for Pictures“ – mag für professionelle Model-Kollaborationen sinnvoll sein.
Aber im privaten Bereich halte ich es für vollkommen fehl am Platz.

Warum?
Weil der Wert, den du erschaffst, real ist.
Weil deine Zeit, deine Ausbildung, dein Blick, dein Gefühl – all das ist nicht einfach da. Es wurde aufgebaut: mit Lernen, mit Ausprobieren, mit Investitionen.

Und gerade in der Pferdefotografie, wo gute Ausrüstung schnell in den fünfstelligen Bereich geht, ist es absurd, so zu tun, als sei das „nur ein bisschen Hobby“.
Und dann kommt da jemand, der nichts zahlt – aber ganz selbstverständlich erwartet, dass man Bilder gibt, weil man ja Zeit bekommt.

Versteh mich nicht falsch, diese Erwartungshaltung ist nicht die Schuld der Tierbesitzer allein. Solange es Fotografen gibt, die Menschen diesen Handel anbieten, wird es sich immer mehr etablieren. Hier ist unbedingt Aufklärung nötig – auf beiden Seiten. Denn nur so kann ein Verständnis auf Seiten der Tierbesitzer entstehen.

Sibylle mit Eddi

Was macht das mit dir als Fotograf:in?

Ich glaube, TFP tut auf Dauer nicht nur dem Außenbild, sondern auch dem Selbstbild von Fotograf:innen nicht gut – ob alt, ob jung, ob angehend, ob Profi.

Denn wenn du lernst, dass deine Bilder nichts kosten dürfen, wie sollst du dann je mit Überzeugung sagen, was sie wert sind?

Wie sollst du dir zutrauen, Preise zu nennen, wenn du selbst bei einem symbolischen oder kleinen Honorar (anstatt „kostenlos“) ein schlechtes Gewissen hast, obwohl es eigentlich fair wäre, etwas zu bekommen.

Und wie häufig lese ich diese Frage in Gruppen:
„Ich biete wieder TFP-Shootings an – wer hat Lust, mit seinem Tier mitzumachen?“

Ich kann gar nicht sagen, wie falsch sich das für mich anfühlt.
Nicht, weil ich es nicht nachvollziehen kann, sondern weil ich weiß, was es mit dem Berufsfeld macht.

Es entsteht ein Bild: Fotografen sind Bittsteller.

Und je mehr dieses Bild sich verankert, desto schwieriger wird es für alle, die ernsthaft arbeiten wollen.

Es geht auch anders – von Anfang an

Wer am Anfang steht, braucht Bilder fürs Portfolio – keine Frage. Aber dafür braucht es keine kostenlosen Shootings. Es braucht bewusste Entscheidungen, klare Kommunikation und faire Energie.

Ein Beispiel?
Du kannst auch zu Beginn mit einem kleinen, bezahlbaren Portfolio-Paket starten. Sag, was du vorhast, was der Gegenwert ist, und nimm einen kleinen Betrag, der zeigt:

„Ich nehme meine Arbeit ernst. Und du darfst das auch tun.“

Denn genau da beginnt Wertschätzung. Nicht erst mit der ersten großen Buchung, sondern mit dem ersten kleinen „Ja“ zu deinem Wert.

♥ Es geht darum, was du über dich selbst glaubst und was du damit in die Welt trägst.

Am Ende geht es nicht um TFP oder nicht TFP. Dein Blick, dein Gefühl, dein Können: Das alles darf gesehen, geschätzt und bezahlt werden.

Denn deine Bilder sind kein Geschenk. Sie sind eine Einladung zum Staunen, zum Erinnern und zum Fühlen. Und das ist unbezahlbar.

Was bedeutet eigentlich TFP – und warum wird es so oft falsch verstanden?

TFP steht für Time for Pictures oder auch Time for Prints.
Es beschreibt ein Modell der Zusammenarbeit, bei dem Model und Fotograf sich auf eine unentgeltliche Kooperation einigen: Der Fotograf erstellt Bilder, das Model stellt sich dafür zur Verfügung – und beide dürfen die entstandenen Bilder für ihre Portfolios nutzen.

In seinem ursprünglichen und professionellen Kontext hat TFP durchaus seine Berechtigung – vor allem in der Zusammenarbeit zwischen gewerblich tätigen FotografInnen und gewerblichen Models, die beide davon profitieren, ihr Portfolio zu erweitern oder eine neue Bildsprache zu entwickeln.

Das Ganze basiert in der Regel auf einem rechtlich klaren Vertrag, ist zeitlich begrenzt, zielgerichtet und oft auch kreativ konzeptioniert.

Was TFP nicht ist:
Eine Einladung an Privatpersonen, sich kostenlose Fotos zu sichern unter dem Deckmantel, man „hilft dem Fotografen beim Üben“.

Denn genau das passiert leider sehr häufig:

Privatpersonen (die keine Models sind und auch nicht als solche arbeiten) bieten „ihr Tier“ oder „ihre Zeit“ an, mit der Erwartung, professionelle Bilder zu bekommen. Und der Fotograf soll bitte dankbar sein, dass er „jemanden findet“.

Das ist nicht TFP im eigentlichen Sinne.

Das ist Ausnutzen eines Ungleichgewichts zwischen einem Menschen, der bereits Zeit, Geld und Herz in seine Fähigkeiten investiert hat, und einem Gegenüber, das einen hohen Gegenwert erhält, ohne sich des Werts überhaupt bewusst zu sein.

Und was, wenn ich am Anfang stehe? Wie bekomme ich Bilder ohne TFP?

Vielleicht denkst du jetzt:
„Aber ich habe noch kein Portfolio. Ich brauche doch Bilder. Wie soll ich anfangen, wenn niemand bezahlt?“

Die gute Nachricht: Es gibt Wege. Und sie fühlen sich gut an.

Hier ein paar Möglichkeiten:

  1. Biete ein Mini-Portfolio-Shooting zu einem Einstiegspreis an
    Mach klar, dass du am Anfang stehst, aber eben nicht umsonst arbeitest.Sag zum Beispiel:„Ich baue mir gerade mein Portfolio auf. Du bekommst von mir ein professionell vorbereitetes Shooting zu einem Sonderpreis – im Gegenzug darf ich die Bilder nutzen.“

     

    Das schafft Klarheit, Wertschätzung und Erfahrung. Und du trainierst direkt auch die Kundenkommunikation.

  2. Nutze dein eigenes Umfeld. Mit Herz, nicht aus Not
    Vielleicht hast du FreundInnen mit Hunden oder Pferden. Dann mach eine bewusste Vereinbarung:„Ich möchte Bilder für mein Portfolio machen. Ich schenke dir als Dankeschön drei Bilder. Alle weiteren können gern zum kleinen Preis gekauft werden.“ Du bestimmst, wie viele Bilder, welche Bedingungen. Es bleibt deine Arbeit.
  3. Arbeite an freien Projekten – aber auf Augenhöhe
    Wenn du ein Thema hast, das dich fasziniert (z. B. ältere Tiere, besondere Rassen, bestimmte Beziehungen), dann kannst du gezielt Menschen ansprechen – aber immer mit dem Hinweis:„Das ist ein freies Projekt mit begrenzter Teilnehmerzahl, keine Gratisaktion. Ich wähle bewusst aus und arbeite mit Menschen, die sich damit wirklich identifizieren.“ Das gibt deinem Projekt Tiefe – und dir Selbstwert
  4. Formuliere einen Wert – auch wenn es noch nicht „viel“ ist
    Ein kleiner Betrag ist besser als gar keiner, denn er ist ein Symbol:

     

    Deine Zeit hat Wert. Dein Blick hat Wert. Deine Begleitung hat Wert. Und nicht zu vergessen: Dein Kamera- und Computer-Equipment hat einen Wert.

Am Ende zählt, wie du dich selbst siehst

Deine Bilder sind nicht nur Dateien. Sie sind Momente, sie sind Geschichten, die du erzählst, mit deinem ganz eigenen Blick auf die Welt.

Wenn du selbst erkennst, was du gibst, dann wirst du auch andere einladen können, das zu erkennen. TFP im privaten Bereich untergräbt genau das.

Deshalb: Wähle deinen Weg mit Klarheit. Und mit dem Bewusstsein, dass dein Blick ein Geschenk ist, aber keins, das du unter Wert verteilst.

Magische Grüße,

Nicolettas Newsletter

Hol dir den BILDMAGIE IMPULS für Feine Fotografie, Bildtransformation und Marketing. Direkt in dein Postfach.

Deine Anmeldung konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuche es erneut.
Deine Anmeldung war erfolgreich.

Leave a comment